50 Anrufe, keine Antwort: Umfrage zeigt ganzes Ausmaß des deutschen Impf-Debakels

50 Anrufe, keine Antwort: Umfrage zeigt ganzes Ausmaß des deutschen Impf-Debakels

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 23. Februar 2021

  • Wer zuerst, wer zuletzt? Mit dieser Impfstrategie will Deutschland Corona besiegen
  • Die große Bundesländer-Übersicht: Hier stehen die neuen Corona-Impfzentren

Über eine Million Dosen liegen herum: Astrazeneca-Impfstoff wird immer mehr zum Ladenhüter

15.21 Uhr: Der Astrazeneca-Impfstoff wird immer mehr zum Ladenhüter. Wie aus der Impfstatistik des Robert-Koch-Instituts hervorgeht, wurden bis zum 22. Februar erst 211.886 Dosen des Vakzins verabreicht. Geliefert wurden bisher laut Bundesgesundheitsministerium aber bereits 1,452 Millionen Dosen, diese Woche sollen zudem 650.400 weitere Dosen geliefert werden. Wie der "Spiegel" berechnete, seien am vergangenen Montag nur knapp 25.000 Dosen verimpft worden, wenn es in diesem Tempo weiterginge, würde es laut Angaben des Magazins sieben Wochen dauern, um allein die derzeit bestehenden Restbestände – ohne die neue Lieferung – aufzubrauchen.

Laschet bringt Corona-Impfung beim Zahnarzt ins Spiel

15.08 Uhr: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, auch Zahnärzte zu Corona-Schutzimpfungen der Bürger heranzuziehen. "Das wird noch kritisch betrachtet", sagte er am Dienstag in Düsseldorf. Wenn irgendwann viel Impfstoff da sei, werde aber die gesamte Breite des ärztlichen Sachverstands im Land gebraucht, unterstrich Laschet. Wegen der begrenzten Verfügbarkeit der Vakzine sei es derzeit allerdings noch nötig, bei den Impfzentren zu bleiben. dpa/Federico Gambarini/dpa Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet spricht während einer Pressekonferenz.

Hessen: Anmeldung für Corona-Impfung für Rentner ab 70 Jahren startet

13.05 Uhr: In Hessen können sich Senioren im Alter von 70 bis 79 Jahren, Menschen mit einer schweren Vorerkrankung und besonders gefährdete Berufsgruppen für eine Corona-Impfung anmelden. Diese Priorisierungsgruppe zwei umfasse bis zu 1,5 Millionen Menschen, sagte Innenminister Peter Beuth (CDU) am Dienstag in Wiesbaden zum Start der Registrierung für die Schutzimpfung.

Dieser Personenkreis müsse sich weiter über die Telefonhotline oder das Internet für die Corona-Impfung registrieren. Der Termin für die Erst- und die Zweitimpfung werde aber künftig zugewiesen, erklärte Beuth. Die Termine würden nach der Registrierung automatisch per Post oder per E-Mail zugeschickt. Wer den zugewiesenen Terminvorschlag nach der Registrierung nicht annehmen wolle, könne diesen künftig auch umbuchen. Das gelte auch für Paartermine. Die Terminvergabe soll nach dem Alter fallend erfolgen: Erst kommen nach Angaben von Beuth und Sozialminister Kai Klose (Grüne) die 79-Jährigen bei der Schutzimpfung an die Reihe.

Eilantrag einer Zahnärztin auf vorzeitige Impfung abgelehnt

12.45 Uhr: Das Verwaltungsgericht Hamburg hat einen Eilantrag einer Zahnärztin auf eine vorzeitige Corona-Schutzimpfung abgelehnt. Die Frau hatte diesen mit ihrer zahnärztlichen Behandlungstätigkeit begründet, wie das Gericht am Dienstag mitteilte. Diese Tätigkeit rechtfertige aber laut Corona-Impfverordnung keine vorrangige Behandlung. Derzeit seien in Hamburg ausschließlich Personengruppen mit höchster Priorität zu Impfung aufgerufen. Die niedergelassene Zahnärztin gehöre nicht dazu, da sie weder in einer stationären Einrichtung zur Behandlung, Betreuung oder Pflege älterer Menschen noch in einem Bereich medizinischer Einrichtungen mit einem sehr hohen Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sei.

Das Gericht stellte den Angaben zufolge auch fest, dass aufgrund der Knappheit der Impfstoffe eine Priorisierung der zu impfenden Personen erforderlich ist. Dies sei entsprechend der Beschlussempfehlung der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts erfolgt.

Gegen die Entscheidung kann die Zahnärztin Beschwerde beim Hamburgischen Oberverwaltungsgericht einlegen.

Polizei in NRW kritisiert Impfreihenfolge: "Werden angehustet, angespuckt"

10.57 Uhr: Vertreter der Polizei haben Kritik an Plänen geäußert, Lehrer und Erzieher in der Impf-Reihenfolge vorzuziehen. „Ich bin verärgert und enttäuscht“, sagt Michael Mertens, Chef der Gewerkschaft der Polizei in NRW gegenüber RTL. "Die Entscheidung, die Lehrer vorzuziehen, ist eine politische Stunde der Wahrheit. Wertschätzung gegenüber der Polizei sieht anders aus. Wir werden angehustet, angespuckt, müssen uns mit Corona-Verschwörungstheoretikern auseinandersetzen. Das sind doch Gründe genug, dass wir früh geimpft werden", so der Gewerkschaftschef. Es gehe ihm bei der Impfung seiner Kollegen um den Erhalt der inneren Sicherheit. Vor allem die Polizisten mit Bürgerkontakten sollten laut Mertens früher geimpft werden.

Mit Blick auf die Öffnungen von Grundschulen und Kitas hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsidenten Spahn beauftragt zu prüfen, ob Grundschullehrer und Kitaerzieher bei den Impfungen höher priorisiert werden können. Die Corona-Impfverordnung müsste geändert werden, damit die laut Statistischem Bundesamt rund eine Million Betroffenen aus der Gruppe drei (erhöhte Priorität) in die Gruppe zwei (hohe Priorität) aufrücken. In Nordrhein-Westfalen sollen Lehrer und Erzieher beispielsweise schon im März geimpft werden. dpa/Roland Weihrauch/dpabild Michael Mertens.

Drei Millionen Israelis inzwischen zweifach geimpft

10.13 Uhr: Rund 70 Prozent der Menschen in Israel ab 16 Jahren sind mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft worden. Knapp 4,5 Millionen Israelis hätten die Erstimpfung und mehr als drei Millionen bereits die Zweitimpfung erhalten, schrieb der israelische Gesundheitsminister Juli Edelstein am Dienstag bei Twitter. Israel ist ein sehr junges Land und hat rund 9,3 Millionen Einwohner. Davon sind mit 6,4 Millionen rund 70 Prozent über 16 Jahre alt und rund 30 Prozent unter 16. Die Jüngeren können bisher noch nicht geimpft werden. Rund 755.000 Israelis gelten nach einer Corona-Erkrankung als genesen.

Zum Vergleich: Deutschland hat etwa neun mal so viele Einwohner wie Israel. Dort erhielten bislang etwa 3,3 Millionen Menschen eine erste und rund 1,7 Millionen auch eine zweite Impfung. Israel hatte am Sonntag den sogenannten Grünen Pass eingeführt. Er erlaubt es Corona-Geimpften und Genesenen, wieder in Fitness-Studios, Hotels und Theater zu gehen sowie Sportereignisse zu besuchen.

50 Anrufe, keine Antwort: Umfrage zeigt Ausmaß des deutschen Impf-Debakels

09.51 Uhr: Die Vergabe von Impfterminen in Deutschland läuft nach wie vor chaotisch ab. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Digitalverbandes Bitkom, die der Verband am Dienstag vorstellte. Demnach gaben nur sechs Prozent der Befragten an, die Vereinbarung eines Impftermins habe reibungslos funktioniert. 43 Prozent gaben an, sich um einen Termin bemüht zu haben, aber es habe Probleme gegeben oder gleich nicht geklappt. 50 Prozent haben noch nicht versucht, einen Termin zu bekommen.

Unter den Personen, die auf Probleme bei der Terminvereinbarung stießen, mussten knapp 30 Prozent es mehr als 50 Mal versuchen, fünf Prozent bemühte sich gar mehr als 100 Mal um einen Termin. Ein Drittel der Befragten musste 25 bis 15 Versuche starten.

Man wisse nun, dass „die Organisation der Impftermine nicht wirklich gut gelingt“, sagte Bitkom-Chef Achim Berg. „Jede neue Phase der Corona-Pandemie legt neue digitale Defizite in Deutschland frei.“ Zwar sei es lobenswert, dass die Impfzentren so schnell aufgebaut worden seien. „Das Terminmanagement hat sich jedoch oft nicht bewährt und hat bei vielen Menschen zu massiver Frustration geführt. Es ist einer Hightech-Nation unwürdig.“

Inakzeptabel sei auch die Tatsache, dass nirgendwo zentral Daten vorlägen, welche Impftermine mit den Bürgern für die kommenden Wochen vereinbart wurden. In fünf Bundesländern, nämlich Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt, werde ein Dienst der Kassenärztlichen Vereinigung genutzt. „Das hat dort überhaupt nicht gut funktioniert“, sagte Berg. In Berlin und Schleswig-Holstein seien dagegen mit Doctolib und Eventim private Anbieter beauftragt worden. Frankreich verwende Doctolib sogar landesweit und verfüge damit über einen viel besseren Überblick.

Bitkom setzt sich dafür ein, parallel zum klassischen gelben Impfbuch auch eine App einzuführen, mit der ein Impf-Nachweis möglich ist. Mit einer digitalen und effizienten Verarbeitung von Patientendaten könnten die Menschen zum einen an notwendige Impf-Auffrischungen erinnert werden. Es sei weiterhin möglich, Nebenwirkungen systematisch zu erfassen. Außerdem könnten dringend notwendige Informationen zu eventuellen Neuinfektionen und Krankheitsverläufen gesammelt werden.

Die repräsentative Umfrage habe ergeben, dass zwei Drittel der Menschen in Deutschland einen digitalen Impfpass nutzen wollen, 43 Prozent sagen, „Ja, auf jeden Fall“ und 21 Prozent „Eher ja“. 33 Prozent lehnen einen digitalen Impfpass dagegen ab. Die Befürworter verweisen auf die Möglichkeit, dass man damit schnell nachweisen könne, dass man geimpft sei, und schätzen die Option, an notwendige Impfungen oder Auffrischungen erinnert zu werden. Bei den Skeptikern steht vor allem die Sorge vor einem mangenden Datenschutz im Vordergrund (60 Prozent). 31 Prozent, die keinen Digitalpass nutzen wollen, besitzen kein Smartphone oder Tablet, mit dem das möglich wäre.

Einsatz digitaler Impfnachweise laut Stiko-Chef vorstellbar

Dienstag, 23. Februar, 8.03 Uhr: Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko) kann sich den Einsatz eines digitalen Impfnachweises vorstellen. Menschen, die gegen das Coronavirus geimpft sind, könnte man dadurch den Zugang zu Veranstaltungen oder Restaurants ermöglichen. Im privatrechtlichen Bereich, „bei Kinos, Theatern, Restaurants und auf Fluglinien, kann ich mir einen solchen Nachweis sicher vorstellen“, sagte Mertens zur „Bild“-Zeitung.

„International ist das ja schon vielfach eingeführt“, weswegen der Einsatz digitaler Impfnachweise in Deutschland gar nicht zu verhindern sei, sagte Mertens: „Wichtig ist, dass zunächst das Impfangebot ausreicht, um niemanden zu benachteiligen.“ Auch der Ethikrat habe bereits Impfnachweise im privaten Sektor nicht ausgeschlossen, erklärte der Virologe.

Die Bundesregierung will den Weg für einen digitalen Impfnachweis ebnen und unterstützt die beim EU-Gipfel im Januar besprochene europäische Lösung. Die Mitgliedstaaten hatten damals Leitlinien für einen Impfnachweis besprochen, der zunächst ausschließlich für medizinische Zwecke verwendet werden soll.

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