Frau Prof. Brinkmann, Sie und ein Forscherteam haben einen Corona-Ausbruch im Fleischzerlegebetrieb von Tönnies untersucht – in dem Betrieb, in dem später mehr als 1400 Infektionen gemeldet wurden. Wie kam es dazu?
Weltweit wurde in der Fleischindustrie beobachtet, dass es dort zu großen Ausbrüchen kommt. Wir haben uns gefragt, wo die Ursache dafür liegt – denn nur wenn man die Ursache kennt, kann man die korrekten Maßnahmen ergreifen, um Infektionen zu verhindern. Zum einen um die Arbeiter zu schützen, und natürlich auch um zu verhindern, dass die Infektionen weiter in die Gesellschaft streuen und es zu einer flächendeckenden Ausbreitung kommt. Am Beispiel eines kleineren Ausbruchgeschehens im Rinderzerlegungsbereich bei der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Mai bot sich uns die einmalige Gelegenheit, die Ursache im Detail zu erforschen. 20 Arbeiter haben sich bei diesem kleinen Ausbruch innerhalb weniger Tage infiziert, ausgehend von einem Arbeiter.
Was haben Sie über das Virus gelernt?
Wir haben herausgefunden, dass ein Großteil der Ansteckungen am Arbeitsplatz stattgefunden hat, ausgehend von einem Mitarbeiter, der zuvor Kontakt zu positiv getesteten Mitarbeitern von Westcrown/Westfleisch in Dissen hatte. Wir haben ihn als Indexfall B1 bezeichnet. Ferner konnten wir zeigen, dass die Wohn- und Transportbedingungen bei den Übertragungen eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Interessant waren zwei Tatsachen: Alle positiv getesteten Mitarbeiter von Westcrown in Dissen arbeiteten im Zerlegebereich, in dem die Luft auf circa 10 Grad Celsius gekühlt wird. Genau das Gleiche sahen wir jetzt bei Tönnies: Alle positiv getesteten Mitarbeiter haben im Zerlegebereich für Rinderviertel gearbeitet, und alle in der Nähe von B1. Und dadurch, dass wir so nah am Ursprung des Infektionsgeschehens waren – denn eine Woche zuvor waren alle Arbeiter im Zerlegebereich noch negativ auf Sars-CoV-2 getestet worden – konnten wir sehr gut nachvollziehen, dass das Virus vom Indexfall B1 auf die anderen Mitarbeiter über Distanzen über acht Meter übertragen wurde. Dies kann man durch eine Tröpfcheninfektion nicht erklären – somit haben wir daraus geschlossen, dass die Übertragung über Aerosole stattgefunden haben muss.
Melanie Brinkmann ist Helmholtz-Virologin, Corona-Expertin und Professorin an der TU Braunschweig. Aktuell forscht sie daran, wie unser Immunsystem auf die Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2 reagiert und wie dieses Virus es schafft, die Reaktion der Immunabwehr geschickt zu umgehen. Als stern-Stimme ordnet die Wissenschaftlerin aktuelle Themen rund um das Coronavirus ein – aber auch darüber hinaus. Was bedeuten lokale Ausbrüche für das Infektionsgeschehen? Was passiert eigentlich gerade in den Fleischfabriken? Wann könnte es einen Impfstoff geben? Und wie wappnen wir uns für den kommenden Winter, wenn neben Coronaviren auch wieder die Influenzaviren kursieren?
Wie erklären Sie sich diese Infektionen?
Vor Ort haben wir uns den Zerlegebereich im laufenden Betrieb angesehen. Dabei fiel uns auf, dass die Arbeiter alle in einem Bereich standen, in dem die Luft kontinuierlich mit relativ wenig Frischluftzufuhr umgewälzt wird, und die Temperaturen bei etwa 10 Grad Celsius liegen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Bedingungen die Übertragung über Aerosole über weite Distanzen begünstigt haben. Wie stark aber diese einzelnen Faktoren zur Übertragung beitragen, können wir derzeit noch nicht beantworten.
Was hat Sie an den Ergebnissen am meisten überrascht?
Mich hat tatsächlich überrascht, über welch‘ weite Distanzen Infektionen erfolgt sind. Die Übertragung von Sars-CoV-2 über Aerosole wurde zwar schon vielfach diskutiert, aber für diesen Arbeitsbereich nun erstmalig wissenschaftlich belegt beziehungsweise nachgewiesen.
Wo könnten die Erkenntnisse im Alltag noch eine Rolle spielen?
Unsere Arbeit wirft viele wichtige Fragen auf, zum Beispiel welche Faktoren Übertragungen in anderen geschlossenen Räumen beeinflussen, etwa in Fitnessstudios oder Restaurants. Oder wie hoch der Frischluftanteil in einem geschlossenen Raum ohne natürliche Frischluftzufuhr sein sollte, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Wie haben die Verantwortlichen bei Tönnies auf die Studie reagiert?
Tönnies hat uns die Möglichkeit gegeben, die Ursache dieses Ausbruchs ergebnisoffen zu untersuchen und uns auf alle unsere vielen Nachfragen ausführliche Antworten gegeben. Tönnies hatte aber in keiner Art und Weise Einfluss auf die Auswertung oder Interpretation der Daten und hat auch finanziell nicht zu der Studie beigetragen.
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