Corona-Impfung könnte Infizierte weniger ansteckend machen

Corona-Impfung könnte Infizierte weniger ansteckend machen

Eine Impfung gegen das Coronavirus kann Menschen vor der Krankheit Covid-19 schützen. Das zeigen Daten aus Zulassungsstudien, die den Impfstoffen eine gute Wirksamkeit bescheinigen. Eine zentrale Frage in der derzeitigen Phase der Pandemie ist aber: Sind Geimpfte im Falle einer Infektion auch weniger ansteckend?

Soziologe Michael Corsten


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Das Resultat einer Studie aus Israel ist auf den ersten Blick ermutigend: Infizieren sich Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem Erreger Sars-CoV-2, reproduzieren sie anscheinend weniger Viren als Ungeimpfte – und wären damit weniger ansteckend. Das gelte schon nach einer einzigen Impfdosis, schreiben israelische Forscher in einer Studie, die allerdings noch nicht von Experten begutachtet wurde. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing wertet das Resultat als "Anlass zur Hoffnung".

Das Team um Idan Yelin vom Institute of Technology in Haifa untersuchte Laborbefunde von insgesamt knapp 5800 Infizierten, die nachträglich ausgewertet wurden. Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte eine Impfdosis mit dem Biontech/Pfizer-Präparat erhalten, die anderen waren ungeimpft.

Bei jenen 1140 Menschen, deren Impfung bereits 12 bis 28 Tage zurücklag, war die per PCR-Untersuchung ermittelte Viruslast um den Faktor vier geringer als bei den Ungeimpften. Wendtner betont: "Der Impfstoff BNT162b2 führt nicht nur zu einem Individualschutz des Geimpften hinsichtlich einer Covid-19-Erkrankung, sondern es ist davon auszugehen, dass bei einer ausreichenden Durchimpfung der Bevölkerung auch ein gewisser Bevölkerungsschutz im Sinne einer Vakzin-basierten Herdenimmunität realistisch entstehen kann." Künftige Studien müssten nun zeigen, wie lange ein solcher Effekt tatsächlich andauere.

Viele offene Fragen

Wendtner verweist allerdings auf weitere offene Fragen: Unklar sei etwa, ob die bei den Geimpften nachgewiesenen Viren überhaupt infektiös waren – es könnten auch nicht-vermehrungsfähige Virushüllen gewesen sein. Eine andere Frage sei, wie viele Rückschlüsse die geringere Viruslast der Geimpften tatsächlich auf deren Infektiosität zuließen.

Das ist auch für Susanne Pfefferle vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ein wichtiger Punkt. "Selbst wenn die Probanden messbar etwas weniger Virus ausscheiden beziehungsweise in sich tragen, dann heißt das nicht, dass sie nicht doch andere anstecken könnten", so Pfefferle. Es sei zudem sehr schwierig, anhand eines einzelnen Wertes auf die Infektiosität der Person im Verlauf der Erkrankung zu schließen. Die Virus-RNA-Menge könne sich im Laufe einer Infektion stark verändern.

Um den epidemiologischen Nutzen einer Massenimpfung abschätzen zu können, braucht es nach Ansicht von Marco Binder (Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg) weitere Daten. Es gelte unter anderem zu klären, wie sich die zweite Impfdosis auf die Viruslast von Infizierten auswirke und in wie vielen Fällen es nach der Impfung überhaupt zu einer Ansteckung komme. "Die Beantwortung dieser Fragen wird Zeit benötigen, aber sie wird unabdingbar sein, um die Auswirkung von Impfkampagnen auf die epidemiologische Lage zuverlässig einschätzen und vorhersagen zu können."

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