Inzidenz in Deutschland steigt auf 135,2 / Hamburger UKE-Intensiv-Chef Kluge fordert harten Lockdown / Minister: Apotheken sollen Selbsttests auch einzeln verkaufen dürfen
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie überschlagen sich an manchen Tagen die Nachrichten zu COVID-19.
Um Ihnen den Überblick zu erleichtern, bietet DAZ.online Ihnen hier einen Überblick über die wichtigsten Corona-News des Tages – direkt aus dem News-Kanal der Deutschen Presse-Agentur.
9:11 Uhr
Böblinger Apotheker: Mehr Freiheiten verbessern die Testmoral
TexBöblingen (dpa/lsw) – Freiheiten zum Beispiel in der Kultur oder Gastronomie auf Basis von flächendeckenden Schnelltests könnten nach Einschätzung des Böblinger Apothekers Björn Schittenhelm mehr Menschen davon überzeugen, sich testen zu lassen. «Wenn ich den Leuten etwas mehr Freiheiten gebe durch einen Test, dann steigen Testmoral und Akzeptanz erheblich», sagte der «Erfinder» des sogenannten Böblinger Modells am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. «Das ist genau das, was wir letztendlich brauchen. Wir brauchen viel, viel mehr Tests.» Zu vergleichen sei das mit dem Impfen. «Da brauchen wir auch eine Herdenimmunität von 70 Prozent, damit die Impfung funktioniert.»
Böblingen hatte Anfang Februar ein flächendeckendes Schnelltestangebot im Landkreis eingeführt. Angeboten werden mindestens zwei gratis Schnelltests pro Woche pro Kopf in fünf Testzentren und zahlreichen angehängten Stellen sowie kurze Wartezeiten und ein schnelles digital übermitteltes Ergebnis.
Mit dem Modell ist Schittenhelm zufrieden: Der Landkreis habe signifikant niedrigere Inzidenzwerte als andere Regionen in Baden-Württemberg, sagte der Apotheker dem ZDF. «Die Schnelltests sorgen dafür, wenn man sie flächendeckend fokussiert anwendet, dass man frühzeitig Infektionsketten entdeckt.» Das Risiko falscher Testaussagen sieht er nicht: «Unsere Erfahrungen aus dem Landkreis Böblingen haben gezeigt, dass 99,8 Prozent aller positiven Schnelltestergebnisse durch PCR-Tests bestätigt wurden.» Auch die Kosten seien vertretbar. «Ich glaube, der Lockdown kostet täglich eine Milliarde. Die Schnelltest-Strategie wird lange nicht so viel Geld auffressen.»
Am Dienstag (17.00 Uhr) wollen sich der Apotheker, der Böblinger Landrat Roland Bernhard und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einer Videokonferenz über das «Böblinger Modells» austauschen.
9:11 Uhr
Inzidenz in Deutschland steigt auf 135,2
Berlin (dpa) – Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist auf 135,2 gestiegen. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstagmorgen hervor. Am Vortag hatte das RKI 134,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche gemeldet. Ähnlich hoch waren die Werte zuletzt Mitte Januar.
Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 8.00 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Nachdem im Lockdown die Zahl der Neuinfektionen bis Mitte Februar deutlich gefallen war, stieg die Zahl der Ansteckungen mit Beginn der dritten Welle zuletzt wieder kräftig – was Experten auch auf die weite Verbreitung ansteckenderer Varianten zurückführen.
Den bislang höchsten Wert der Sieben-Tage-Inzidenz erreichte Deutschland nach RKI-Zahlen am 22. Dezember mit 197,6. Zwischen der zweiten und dritten Welle hatte die Bundesrepublik fast einen Wert von unter 50 erreicht: Am 19. Februar lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 56,8 – seitdem geht es wieder nach oben.
Rund 70 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte weisen laut RKI mittlerweile wieder eine Inzidenz von über 100 auf. Den bundesweit höchsten Wert hat dabei laut RKI der thüringische Landkreis Greiz mit einer Inzidenz von etwa 610, gefolgt vom baden-württembergischen Landkreis Schwäbisch Hall (rund 480) und dem sächsischen Vogtlandkreis (rund 430). Am entspanntesten ist die Lage laut den RKI-Zahlen im Landkreis Nordfriesland (Schleswig-Holstein) mit gut 20 Fällen pro 100 000 Einwohner und Woche.
Bei den Bundesländern wiesen nur noch zwei ein Inzidenz von unter 100 auf. Im Saarland, das weiterhin nach Ostern im Rahmen eines Modellprojekts eine weitgehende Öffnung mit Tests plant, liegt sie laut RKI-Daten von Dienstagmorgen bei 75,7, in Schleswig-Holstein bei 69,7. Den höchsten Wert errechnete das RKI für Thüringen (237,6), gefolgt von Sachsen (193,4) und Sachsen-Anhalt (168,1).
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte neben dem Modellversuch im Saarland am Montagabend auch das Vorgehen von Nordrhein-Westfalen und Berlin in der Krise kritisiert. In NRW lagen die Inzidenzwerte am Dienstagmorgen bei 132,3 in der Hauptstadt bei 136,6.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 9549 Corona-Neuinfektionen. Wegen technischer Probleme wurden laut RKI aus Baden-Württemberg nicht alle Fälle übermittelt.
Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 180 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Dienstag hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 7485 Neuinfektionen und 250 neue Todesfälle verzeichnet. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 791 822 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 507 900 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 76 093.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montagabend bei 1,10 (Vortag: 1,17). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
8:43 Uhr
Hamburger UKE-Intensiv-Chef Kluge fordert harten Lockdown
Hamburg (dpa) – Der Direktor der Klinik für Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, hat sich mit Blick auf die Infektionszahlen für einen harten Lockdown ausgesprochen. «Selbst mit diesen Beschränkungen, die jetzt ja noch gelten, kriegen wir das nicht in den Griff. Dieser Anstieg jeden Tag – der wird immer schlimmer», sagte der Mediziner am Montagabend dem «Hamburg Journal» im NDR Fernsehen. Sogar mit einem harten Lockdown werde der «Bremsweg mehrere Wochen lang» sein. Er gehe auf Basis von Berechnungen davon aus, dass die Kliniken in den kommenden Wochen deutlich mehr Intensivpatienten behandeln werden müssen als in der zweiten Welle. «Daher sollte man wirklich sicherlich jetzt (…) absolute Kontaktsperre und Kontaktreduzierung durchsetzen. Das geht anscheinend nur mit einem Lockdown.»
7:58 Uhr
Minister: Apotheken sollen Selbsttests auch einzeln verkaufen dürfen
München (dpa-AFX) – Der Verkauf von einzelnen Corona-Selbsttests aus Großpackungen ist in Apotheken bisher nicht erlaubt. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hält das für unpraktisch: „Ich werde die Regierungen anweisen, eine Vereinzelung der gelieferten Selbsttests durch die Apotheken zu dulden“, teilte er am Dienstag in München mit. „Das ist wichtig, damit sich so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich solche Tests auf unkompliziertem Weg bei der Apotheke ihres Vertrauens kaufen können.“
Nach Vorgabe des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte dürfen bisher Großpackungen von Selbsttests mit bis zu 100 Exemplaren in Apotheken nicht vereinzelt werden. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass einzelne Tests etwa ohne Gebrauchsanweisung verkauft werden.
„Die Länder sind dafür zuständig, den Verkauf der Selbsttests zu überwachen“, sagte der Minister. „Auf dieser Grundlage wollen wir daher den Einzelverkauf in den Apotheken dulden. Ich habe keinen Zweifel, dass die Apotheken dies fachgerecht und unter höchsten Hygienevorkehrungen gewährleisten können.“
Die Verantwortung und Haftung liege im Falle einer Duldung bei den Apotheken.
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