Forscher entdecken Omikron in Münchens Abwasser: Stärker verbreitet als angenommen

Forscher entdecken Omikron in Münchens Abwasser: Stärker verbreitet als angenommen

Ein Forscherteam der LMU München hat erstmals Omikron-Spuren im Abwasser von München gefunden. Die Daten zeigen: Die Virusvariante war offenbar bereits Anfang Dezember deutlich weiter verbreitet als bislang angenommen.

Wie stark hat sich die Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland schon ausgebreitet? Diese Frage können Experten immer noch nicht genau beantworten.

In seinem letzten Lagebericht verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 112 Fälle der hochansteckenden Corona-Variante bis zum 13. Dezember. Der Anteil an den Gesamtinfektionen lag damit in der ersten Dezemberwoche bei 0,6 Prozent. Vor allem vor dem Hintergrund der extrem dynamischen Entwicklung in Großbritannien oder Dänemark ist jedoch davon auszugehen, dass die Zahlen auch hierzulande inzwischen weitaus höher liegen.

Omikron in Münchens Abwasser: In 5 von 6 Proben wurden Spuren der Variante entdeckt

Nun deuten die Ergebnisse von Untersuchungen eines Forscherteams der LMU München darauf hin, dass die Virusvariante offenbar schon deutlich weiter verbreitet ist; zumindest in der bayerischen Landeshauptstadt.

Ein Forschungsteam um Andreas Wieser vom Münchner Tropeninstitut an der LMU untersucht bereits seit April 2020 erst ein- und inzwischen zweimal wöchentlich Proben aus der Münchner Kanalisation und von Klärwerken. Die Proben werden im Labor mittels Molekular-Analysen und Genomsequenzierung untersucht. Da Infizierte über ihre Ausscheidungen zumindest Fragmente des Coronavirus ausscheiden, lässt sich das Genmaterial von besorgniserregenden Virusvarianten mit modernen molekularen Analysen des Abwassers nachweisen.

In der Untersuchungen bis zum 3. Dezember konnten die Forscher in München keine Spuren der Omikron-Variante nachweisen. Nun aber schon.

In den aktuellen Sequenzierungsergebnissen wurden Abwasserproben von verschiedenen Standorten im Stadtgebiet bis zum 10. Dezember analysiert. Dabei wurden Omikron-Spuren in fünf von sechs Proben festgestellt. Da die Proben rückwirkend analysiert wurden, ließ sich als Zeitraum für das Auftreten von Omikron in München die Kalenderwoche 49 (6.-12. Dezember) feststellen.

Schon Anfang Dezember war Omikron in München weiter verbreitet als bislang angenommen

Der Leiter des Forschungsteams, Andreas Wieser, erklärte: „In den Proben konnten wir geringe Mengen an Sequenzen nachweisen, die für die Omikron-Variante als spezifisch gelten. Dies weist darauf hin, dass die Verbreitung dieser Virusvariante in München schon in der Kalenderwoche 49 größer war als bislang angenommen.“ Wie viele Omikron-Fälle es absolut in München bereits gab, lässt sich durch die Ergebnisse nicht hochrechnen.

Gegenüber FOCUS Online macht Wieser jedoch deutlich: "Teilweise umfasst eine Probe das Abwasser von mehr als 100.000 Haushalten. Dementsprechend verdünnt sind die Proben. Wenn sich nun darin Omikron-Fälle nachweisen lassen, dann ist diese Variante definitiv in der Stadtbevölkerung angekommen".

Noch waren die Sequenzen von Stämmen der Delta-Variante in den Proben dominierend. Doch aus Sicht Wiesers ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Die Ausbreitung von Omikron werde nun relativ schnell voranschreiten. Das habe man bereits bei den vorherigen dominanten Varianten beobachten können. "Das lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten", erklärt er.

Die nun gewonnen Daten sollen dabei helfen, so heißt es, die Dynamik des Infektionssgeschehens besser und schneller einschätzen zu können. "Die Abwasseruntersuchungen sind ein wichtiges Frühwarnsystem. Ziel muss es sein, die Omikron-Ausbreitung einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen. Bayern hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Eintrag hinauszuzögern und geht damit über die Verordnungen des Bundes hinaus", sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

 

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