Hygiene-Professor Klaus-Dieter Zastrow kritisiert die Länder-Strategie bei Erstimpfungen als „tödlich falsch“. Unterdessen warnen Kinderärzte vor einer „Impfpflicht durch die Hintertür“. Alle Meldungen rund ums Impfen in Deutschland lesen Sie im Ticker von FOCUS Online.
Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 29. Mai 2021
- Auf dem schnellsten Weg zum Pieks: Hausarzt, Impfzentrum, Drive-In, Newsletter: So kommen Sie jetzt an Ihren Impf-Termin
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Biontech, Moderna, Astrazeneca (Vaxzevria), Curevac – Die wichtigsten Coronavirus-Impfstoffe im Check
Hunderte Impfpass-Gegner stürmen Londoner Einkaufszentrum – Polizei schreitet ein
Sonntag, 30. Mai, 11.02 Uhr: Am Rande eines Anti-Impfpass-Marsches in London drangen Hunderte von Demonstranten in das Westfield-Einkaufszentrum ein. Es kaum laut der britischen Zeitung "The Guardian" zu Rangeleien mit der Polizei, als die Beamten versuchten, einen Eingang zu blockieren.
Die Demonstranten entdeckten daraufhin einen weiteren, unbewachten Eingang nur wenige Meter entfernt. Hunderte schafften es demnach ins Einkaufszentrum, wo sie "Keine weiteren Lockdowns" und "Nehmt euch eure Freiheit zurück" skandierten. Nach einer halben Stunde gelang es den Beamten, das Zentrum zu räumen – "mit gezogenen Schlagstöcken, aber ohne Gewaltanwendung", so die Zeitung.
Söder fordert schnellere Sputnik-Zulassung: "Impfmotor darf nicht stottern"
20.37 Uhr: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will eine deutlich schnellere Zulassung des russischen Corona-Vakzins Sputnik V. Gegenüber der "Bild am Sonntag" sagte Söder: "Das Verfahren um Sputnik V muss beschleunigt werden." Man dürfe jetzt nicht "aus rein ideologischen Gründen" den Impfmotor ins Stottern geraten lassen.
Noch immer ist unklar, ob und wann der russische Impfstoff zugelassen wird. Die Europäische Arzneimittel-Zulassungsbehörde EMA untersucht die Daten noch. Wie die "Bild am Sonntag" schreibt, heißt es aus Insiderkreisen in der Bundesregierung, dass wegen fehlender Daten womöglich erst im September eine Entscheidung falle.
Stiko-Mitglied gegen generelle Kinder-Impfkampagne
14.37 Uhr: Stiko-Mitglied Christian Bogdan hat sich in der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder gegen eine "generelle Kinder-Impfkampagne" ausgesprochen. "Eine Impfempfehlung kann nicht einfach deswegen ausgesprochen werden, weil es gerade gesellschaftlich oder politisch opportun erscheint", sagte der Erlanger Immunologe, der der Ständigen Impfkommission (Stiko) angehört, den "Nürnberger Nachrichten" (Samstagsausgabe).
Die Wirksamkeit für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sei zwar nachgewiesen – "aber in Sachen Nebenwirkungen fehlen noch ausreichend Daten", sagte er. "Die Immunantwort eines Kindes kann anders verlaufen als bei einem Erwachsenen. Deswegen braucht man da mehr Daten."
Die EMA hatte am Freitag eine EU-Zulassung des Biontech-Präparats für Kinder von 12 bis 15 Jahren befürwortet. Die formale Zulassung durch die EU-Kommission steht noch aus, ebenso die Prüfung der Stiko, ob sie eine Impfung für Kinder generell empfiehlt. Von der Stiko gab es bereits Signale, dass sie möglicherweise keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder geben wolle, sondern nur für vorerkrankte Kinder.
Beim Biontech-Impfstoff habe das Paul-Ehrlich-Institut beispielsweise "Hinweise für ein erhöhtes Auftreten von Herzmuskelentzündungen im zeitlichen Kontext zur Impfung, vor allem bei jungen Männern", sagte Bogdan. "Ich will nicht die Pferde scheu machen. Aber wir brauchen eben Daten und sollten nicht eine generelle Kinderimpfkampagne starten."
Ziel müsse es sein, in erster Linie diejenigen durch eine Impfung zu schützen, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken oder sogar zu sterben. "Eine Impfung von Kindern nur zum Zwecke des indirekten Schutzes anderer ist keine ausreichende Impf-Indikation."
Eine Impfquote von 70 bis 80 Prozent, die als Schwelle für eine sogenannte Herdenimmunität gilt, sei auch ohne die umfassende Impfung von Kindern zu erreichen.
Virologe Streeck rechnet nicht bald mit Herdenimmunität gegen Corona
09.09 Uhr: Der Virologe Hendrik Streeck rechnet in Deutschland nicht mit einer Herdenimmunität gegen das Coronavirus bis Herbst. "Ich bin skeptisch. Wir haben es ja nicht mit Impfstoffen zu tun, die vollständig vor einer Infektion schützen", sagte Streeck der Deutschen Presse-Agentur. Auch Geimpfte mit hoher Antikörperreaktion könnten sich mit dem Virus infizieren und es an andere weitergeben. "Nur seltener", sagte Streeck. Federico Gambarini/dpa Hendrik Streeck hält eine Herdenimmunität gegen das Coronavirus bis Herbst nicht für realistisch.
Das Robert Koch-Institut schreibt dazu, dass die in Deutschland verwendeten Impfstoffe Infektionen in "erheblichem Maße verhindern" und "das Risiko einer Virusübertragung stark vermindern". Streeck wies zudem darauf hin, dass die Immunantwort mit der Zeit nachlassen dürfte. "Wie stark der Effekt ist, wird man erst im Herbst bemessen können." Herdenimmunität bedeutet, dass in einer Bevölkerung so viele Menschen immun gegen ein Virus sind, dass es sich nicht weiter ausbreiten kann.
Immun können Menschen nach durchgemachter Krankheit oder einer Impfung sein. Zudem müssten für eine Herdenimmunität theoretisch auch Kinder geimpft werden, sagte Streeck. "Aber deshalb jetzt alle Kinder zu impfen, hielte ich für den falschen Ansatz." Es gehe um eine Güterabwägung bei jeder einzelnen Person. "Kinder erkranken erfreulicherweise sehr selten schwer an Covid-19. Diejenigen, die einen schweren Verlauf hatten, hatten in der Regel auch schwere Vorerkrankungen." Das Risiko einer schweren Erkrankung bei gesunden Kindern durch Covid-19 sei anders als bei kranken Kindern sehr gering. "Bei Kindern mit Vorerkrankungen ist eine Impfung sinnvoll", sagte Streeck.
"Die wohl heißeste Ware": In Deutschland tauchen immer mehr gefälschte Impfpässe auf
07.13 Uhr: Die ersten gefälschten Impfpässe sind in Deutschland aufgetaucht – mit nach Expertenansicht vermutlich zunehmender Tendenz. Zwar gibt es laut Bundeskriminalamt (BKA) noch keine bundesweiten Fallzahlen dazu – allein in Bayern ist aber "eine niedrige zweistellige Zahl von Verfahren, beziehungsweise Anzeigen bekannt", wie das Landeskriminalamt (LKA) in München auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
"Im Vergleich zu sonstigen kriminellen Angeboten an Personal- und Ausweisdokumenten handelt es sich bei der Fälschung von Impfbescheinigungen noch um ein zahlenmäßig kleines Phänomen", sagte ein BKA-Sprecher. "Eine Steigerung der Nachfrage und somit auch des Angebots von gefälschten Impfbescheinigungen ist jedoch aufgrund der gesetzlichen Lockerungen für Geimpfte wahrscheinlich." Sven Hoppe/dpa Impfpässe seien «die wohl heißeste Fälscherware», hieß es von der Staatsanwaltschaft München I.
Wie eine dpa-Umfrage unter den bayerischen Polizeipräsidien ergab, sind die bislang aufgetauchten gefälschten Corona-Impfnachweise ungleich über das Bundesland verteilt: Die meisten Fälle – nämlich fünf – meldete das Polizeipräsidium München. Aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim hieß es indes: "Bislang war das bei uns noch kein großes Thema."
Impfpässe seien derzeit "die wohl heißeste Fälscherware", hieß es von der Staatsanwaltschaft München I. Auf Internetplattformen wie Telegram sei ein gefälschter Impfpass problemlos zu haben. "Die bislang bekannt gewordenen Preise für gefälschte Impfpässe mit eingetragener Covid-19-Impfung liegen je nach Angebot im hohen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Bereich pro Stück", teilte das LKA mit. "Teilweise werden 'Sonderangebote' bei Mehrabnahme angeboten."
Die Fälschung eines kompletten Impfpasses oder auch nur des Impfnachweises in einem echten Pass sei sehr leicht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Blanko-Impfpässe gebe es ganz legal zu bestellen im Internet, auch Arztstempel seien online leicht zu haben. Und auch die Fälschung der Chargennummern sei kein großes Hindernis: "Die Chargennummern, mit denen der Eintrag der Coronaimpfung versehen sein muss, entnehmen die Fälscher den unzähligen Bildern in den sozialen Netzwerken, die frisch geimpfte Personen von ihren Impfpässen posten."
Bildungsministerin Karliczek für Impfangebot an vorerkrankte Kinder bis Schuljahresbeginn
Samstag, 29. Mai, 07.07 Uhr: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, Kindern und Jugendlichen mit Vorerkrankungen spätestens nach dem Ende der Sommerferien ein Corona-Impfangebot zu machen. "Das Ziel sollte sein, dass die Impfungen für diese Gruppe bis zum Beginn des neuen Schuljahres angeboten werden können", sagte Karliczek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben). Dies würde den Schulalltag nach den Sommerferien erleichtern, sagte die CDU-Politikerin.
"Selbst wenn die Stiko, wie einige ihrer Mitglieder angedeutet haben, die Empfehlung geben würde, zum Beispiel nur vorerkrankte Kinder zu impfen, würde dies dem Gesundheitsschutz dieser Gruppe sehr dienen", sagte Karliczek. Die Ministerin betonte zugleich, dass die Impfungen auch nach der Erweiterung der Zulassung freiwillig blieben. Bernd von Jutrczenka/dpa Anja Karliczek will vorerkrankten Kindern bis zum Schuljahresbeginn ein Impfangebot unterbreiten.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer am Freitag eine Zulassung für die Altersgruppe von zwölf bis 15 Jahren erteilt. Bisher war der Impfstoff in der EU ab einem Alter von 16 Jahren zugelassen.
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