Impfen gegen Krebs: Was hat es mit der HPV-Impfung auf sich?

Impfen gegen Krebs: Was hat es mit der HPV-Impfung auf sich?

Eine Impfung gegen Krebs? Das hört sich zu schön an, um wahr zu sein. Und ganz so einfach ist es leider auch nicht. Aber eine frühzeitige Impfung gegen HP-Viren – am besten, bevor Jugendliche sexuell aktiv werden – kann Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten verhindern. Humane Papillomviren (HPV) sind verantwortlich für eine ganze Reihe von Krebserkrankungen. Das Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) geht davon aus, dass Gebärmutterhalskrebs fast zu 100 Pozent mit HPV assoziiert ist.

Ein Meilenstein der Krebsforschung: Für die Entdeckung des Zusammenhangs von HPV und der Entwicklung spezieller Krebsarten bekam Harald von Hauser 2008 den Medizin-Nobelpreis. Das rief auch die Pharmaindustrie auf den Plan. Merck Sharp & Drohme Ltd. und MSD Vaccins haben 2006 gleich zwei Impfstoffe auf den Markt gebracht, die eine Infektion mit HPV verhindern sollen.

Risikofaktor Rauchen

Rund 19 Prozent aller vermeidbaren Krebsfälle gehen auf das Konto von Zigaretten. Rauchen gilt als der wichtigste vermeidbare Risikofaktor bei der Krebsentstehung. Auch Passivrauch stellt ein Risiko dar.

Raucher erkranken eher an Lungenkrebs als Nichtraucher. Rund neun von zehn Männern mit Lungenkrebs haben die Krankheit vermutlich durch Rauchen bekommen. Bei den Frauen sind es sechs von zehn Betroffenen. Darüber hinaus gibt es Zusammenhänge mit vielen anderen Krebsarten, etwa Mundhöhlen-, Speiseröhren- oder Kehlkopfkrebs. 

So senken Sie Ihr Risiko:

Hören Sie mit dem Rauchen auf. Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Alter. Dabei gilt: Je früher im Leben verzichtet wird, umso größer ist der positive Effekt. Zehn Jahre nach der letzten Zigarette sinkt das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, etwa Mund-, Luft- und Speiseröhrenkrebs. Die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, sinkt im Vergleich zu Menschen, die weitergeraucht haben, um die Hälfte.

Etabliert haben sich Gardasil und Cervarix. Cervarix schützt vor den zwei Virenstämmen (16 und 18), die hauptsächlich für die Entwicklung von Krebs verantwortlich sind. Gardasil soll vor weiteren Stämmen schützen. HPV 31, 33, 45, 52 und 58. Der Impfstoff wirkt zusätzlich bei HPV 6 und 11, die Warzen an Geschlechtsorganen und After hervorrufen.

Etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen gehen auf HPV zurück

Laut Robert Koch-Institut erkranken jährlich rund 6250 Frauen und 1600 Männer an HPV-bedingten Krebserkrankungen. Gebärmutterhalskrebs ist am häufigsten. Aber auch Tonsillenkrebs, Kehlkopfkrebs oder Analkarzinome sind HPV-bedingt.

Wie stecke ich mich mit HPV an?

Im Laufe des Lebens infiziert sich fast jeder Erwachsene mit HPV. Denn die Viren sind auch bei Geschlechtsverkehr mit Kondom leicht zu übertragen. Der Hautkontakt reicht schon. „HP-Viren werden prinzipiell über engen Haut- oder Schleimhautkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Auf diese Weise erfolgt unter anderem die Ansteckung mit harmlosen Hautwarzen. HP-Viren, die mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht werden, werden meist über sexuellen Kontakt – vaginal, anal, vulvär aber auch oral – übertragen“, erklärt Tanja Fehm, Direktorin an der Universitätsfrauenklinik Düsseldorf.

Oft heilt die Infektion von alleine innerhalb einiger Monate bis Jahre aus. Laut des Deutschen Krebsforschungszentrums gibt es rund 200 verschiedene HPV-Typen. Nicht alle sind gefährlich. Die Infektion mit den Hochrisikotypen 16 und 18 erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken. Andere Stämme verursachen vergleichsweise harmlose Genitalwarzen.

Gibt es eine Übertragung ohne sexuell aktiv zu sein?

„Einen seltenen nicht-sexuellen Übertragungsweg stellt die Übertragung von Mutter auf Kind im Rahmen der Geburt dar. Die Übertragung durch die gemeinsame Nutzung von Toiletten oder Handtüchern gilt als unwahrscheinlich, ist aber theoretisch nicht vollkommen auszuschließen“, so Tanja Fehm.  

Wie kann ich mich auf HPV testen lassen?

Wer sich testen lassen möchte, kann das zum Beispiel mit einem Abstrich beim Frauenarzt machen. Ein Abstrich der infizierten Schleimhaut oder von infiziertem Gewebe reicht, um HP-Viren nachzuweisen. Bislang lassen sich HP-Viren nur wirklich zuverlässig auf der Gebärmutterschleimhaut nachweisen. Das macht den Test für Männer, beispielsweise am Penis, eher unzuverlässig. Derzeit laufen Studien, ob HPV auch über Bluttests zuverlässig nachgewiesen werden kann. Wer eine infizierte Partnerin hat, sollte trotzdem einen Arzt ansprechen, welche Möglichkeiten es gibt.

Ist es sinnvoll, Mädchen und Jungen vor der Impfung auf HPV zu testen?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung von Jungen und Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren. Denn so wird vermutet, dass die Impfung noch vor dem ersten sexuellen Kontakt stattfindet. Aber auch danach macht es Sinn, Jugendliche noch zu impfen.

„Vor dem ersten Geschlechtsverkehr macht es aufgrund der minimalen oder nicht vorhandenen Ansteckungswahrscheinlichkeit keinen Sinn, auf HPV zu testen“, sagt Tanja Fehm. Und auch bei sexuell aktiven Jugendlichen schätzt sie die Chancen einer Impfung noch recht hoch ein. 

Impfung in der Kritik

Trotz STIKO-Empfehlung seit 2007 und der Kostenübernahme durch die Krankenkassen stehen einige Eltern der HPV-Impfung kritisch gegenüber. Mögliche Folgen der vergleichsweise „neuen“ Impfung machen ihnen Sorgen.  In Deutschland liegt die Durchimpfungsrate gegen HPV bei 15-Jährigen nach zehn Jahren Impfempfehlung der STIKO bei rund 31 Prozent. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das gering. In Australien, England und Skandinavien sind die Impfquoten weitaus höher.

Tatsächlich gibt es bislang keine Langzeitstudien zur Impfung. Was natürlich daran liegt, dass die Impfung neu ist. Dennoch: Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass im Kampf gegen den Krebs Erfolge dank der Impfung gegen HPV erzielt werden können.

Beispiel Australien: Bereits 2007 wurde in Australien die HPV-Impfung fest etabliert. Berechnungen der australischen Stiftung Cancer Council NSW zufolge könnte schon 2035 Gebärmutterhalskrebs auf vier Fälle bei 100.000 Frauen sinken. Das käme einer „Eliminierung“ dieser Tumorart gleich, berichtet das „Deutsche Ärzteblatt“. „Die Akzeptanz war zuletzt mit 78,6 Prozent bei Mädchen und 72,9 Prozent bei Jungen sehr hoch“, so die Fachzeitschrift. Ein Beispiel dafür, wie eine konsequente Impfung vor Gebärmutterhalskrebs schützen kann.

In der Marvel-Reihe „Die Avengers“ spielt Mark Ruffalo den Superhelden Hulk. Wenn er wütend wird, verwandelt er sich in einen grünen Riesen, der mit seiner Kraft fast jeden Gegner besiegen kann. Im echten Leben musste Ruffalo 2002 gegen den Krebs kämpfen. Nachdem bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert wurde, musste er sich einer Operation unterziehen. Obwohl der Tumor gutartig war, ist Ruffalo seit der OP auf dem linken Ohr taub und litt zeitweilig sogar unter einer Gesichtslähmung. 

Auch Tanja Fehm weißt mögliche Risiken der Impfung zurück: „Es gibt keine Spätfolgen durch die Impfung. In keiner der großen Impfstoffstudien und auch in der Auswertung großer Datenbanken von geimpften Frauen […] konnte ein gehäuftes Auftreten von Autoimmunerkrankungen […] nachgewiesen werden.“

Was kann ich tun, wenn ich mich mit HPV angesteckt habe?

Rund 80 Pozent aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Virus. Aber nur wenige merken es, weil die Infektion symptomfrei und folgenlos bleibt, so Tanja Fehm. Nur bei rund zehn Prozent der Infizierten hat die Virusinfektion Folgen. Schwerwiegend ist eine Infektion mit HPV 16 und 18. Symptome zeigen sich zwar auch hier nicht sofort, aber das Krebsrisiko steigt immens.

HP-Viren können durch eine Untersuchung beim Arzt identifiziert werden. Falls die Viren nachgewiesen werden, sollte man sich engmaschig untersuchen lassen, damit Gewebeveränderungen schnell erkannt und behandelt werden können.

Was bringt die therapeutische Impfung?

Aber auch Frauen, die HPV-Hochrisikostämme in sich tragen oder bereits entartete Zellen haben, könnte womöglich bald geholfen werden. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg arbeiten an einem therapeutischen Impfstoff. Anders als bei der regulären Impfung werden keine Antikörper gebildet, sondern T-Zellen greifen Krebszellen direkt an. Die klinischen Studien laufen noch und werden zeigen, welchen Erfolg die therapeutische Impfung im Kampf gegen Krebs bringen kann. Laut des Deutschen Krebsforschungszentrums konnten im Tierversuch Tumorzellen bereits komplett vernichtet werden. Ein Hoffnungsschimmer für alle Träger der Hochrisikostämme.

Ein Arzt zeigt auf das Röntgenbild eines an Lungenkrebs erkrankten Patienten. Der stern hat sich Statistiken zum Thema Krebs angesehen. Klicken Sie sich durch die Fotostrecke.

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