In neuer Folge von MaiLab: Mai Thi Nguyen-Kim spricht sich für Impfpflicht aus

In neuer Folge von MaiLab: Mai Thi Nguyen-Kim spricht sich für Impfpflicht aus

Das Impftempo in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verlangsamt. Wurden Anfang Juni noch in der Spitze 1,4 Millionen Impfdosen am Tag verabreicht, waren es Mitte November nur noch rund 300.000. Zwar hat das Impftempo zuletzt wieder etwas angezogen, doch ist das laut Daten des RKI vor allem auf die Booster-Impfungen zurückzuführen. 67,5 Prozent der Bevölkerung sind derzeit vollständig geimpft, deutlich zu wenig sagen Experten, um die Pandemie zu stoppen.

In einem am Sonntag veröffentlichten Video hat sich die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim für eine Impffplicht in Deutschland ausgesprochen. "Was wenn all die Aufklärung über die Impfung, Anreize, niederschwellige Angebote und 2G nicht reichen, um die Impflücke zu schließen: Kann man dann eine Impfpflicht noch ausschließen? fragt die 34-Jährige und beantwortet die Frage sogleich mit einem "Nein". Eine Impfpflicht sei auch kategorisch nicht ihre erste Wahl, aber sie wie die Bundesregierung auszuschließen, könne sie ebenso nicht verstehen.

Mai Thi Nguyen-Kim vergleicht die Impfung mit einem Sicherheitsgurt

Als Vergleich zieht sie die Gurtpflicht im Auto heran, bei der man argumentieren könne, dass "diese ja nur mich schützt". Mit einer Impfung schütze man jedoch nicht nur sich, sondern auch andere. "Wir reden hier von Infektionen, die vermeidbar wären, wenn alle geimpft wären", so Nguyen-Kim. Eine Impfpflicht in besonderen Fällen sei gerechtfertigt, wie beispielsweise die Pockenimpfung 1959 oder die Masern-Impfpflicht an Schulen und Kitas 2020. "Vielleicht haben manche den Ausnahmezustand, in dem wir uns gerade befinden, immer noch nicht begriffen, aber wenn eine Impfpflicht gerechtfertigt wäre, dann jetzt", erklärt die Wissenschaftlerin. 

Stimme der Vernunft


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Zur Begründung zieht die 34-Jährige drei Fakten heran. Fakt eins: Die Impfung ist sicher. Noch nie sei ein Impfstoff so ausführlich getestet worden wie die Corona-Vakzine, besser als das könne es nicht mehr werden. Der Begriff Langzeitnebenwirkungen sei zudem von vielen nicht verstanden worden. "Darunter versteht man Nebenwirkungen, die Tage bis Wochen nach der Impfung auftreten und bestehen bleiben und nicht Nebenwirkungen, die viel später auftreten."

Als Fakt zwei präsentiert sie den Schutz der Impfung. Eine Infektion sei zwar nicht ausgeschlossen, sie verringere aber deutlich die Chancen auf einen schweren Verlauf. Dabei verweist sie auf die Wichtigkeit einer vollständigen Impfung, zu der auch die Booster-Impfung gehört. "Wer sagt, Impfungen würden nichts bringen, müsste konsequenterweise auch sagen, Torhüter bringen nichts, denn bei 99 Prozent der Tore stand er im Tor", argumentiert Nguyen-Kim.

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Drittens warnt die Wissenschaftlerin davor, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei. Mit dem Ende der Pandemie werde das Virus in Deutschland heimisch und somit zu einer Endemie. Bis man dahin komme, müsse man jedoch alles dafür tun, um weitere Todesfälle zu vermeiden. "Wollen wir mit den Schultern zucken und Infektionen zulassen oder alles dafür tun, dass sich so viele wie möglich impfen lassen und wir Kontakte reduzieren", fragt die Wissenschaftsjournalistin. Wer diese drei Fakten verstanden habe, könne nur zu einem vernünftigen Entschluss kommen: "Arm frei machen und rein mit der Impfung."

Argumente für eine Impfpflicht

Dabei verweist sie darauf, dass jetzt der Zeit für Pragmatismus und nicht für Perfektion sei. "Lasst nicht perfekt der Feind von gut sein" zitiert Nguyen-Kim einen Satz von Voltaire. "Alles was hilft, hilft." Ihr Video schließt die 34-Jährige mit einem Appell an die Bundesregierung. Diese habe zwar versprochen, dass es keine Impfpflicht geben wird, es sei aber an der Zeit, dieses Versprechen zu brechen. Auch die Begründung eines Regierungssprechers, dass eine Impfpflicht zu einer Spaltung in der Gesellschaft führe, will sie dabei nicht gelten lassen. "Eine Spaltung entsteht nicht durch eine Impfpflicht sondern durch die Spaltung in geimpft und ungeimpft."

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