Niederlande schicken Corona-Appell an Deutsche: Bitte kommt nicht

Niederlande schicken Corona-Appell an Deutsche: Bitte kommt nicht

Die Corona-Pandemie hat Deutschland und die Welt weiterhin fest im Griff: Die Zahl der Ansteckungen mit dem Virus steigt fast überall wieder an – auch in Deutschland. Erneut gibt es mehr als 2000 Neuinfektionen. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie finden Sie hier im News-Ticker von FOCUS Online.

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Topmeldungen zur Corona-Krise in Deutschland und der Welt:

  • Bundesregierung spricht Reisewarnung für ganz Belgien aus (21.30 Uhr)
  • Zentralregierung will Madrid drakonische Corona-Regeln aufzwingen (20.57 Uhr)
  • Wegen stark steigender Infektionszahlen: Tschechien und Slowakei verhängen Notstand (16.28 Uhr)

Corona-Lockdown: 325 900 Minijobs allein im Gastgewerbe weggebrochen

06.40 Uhr: Im Zuge der Corona-Pandemie sind allein im Gastgewerbe nach Erhebungen der Meldestelle für geringfügige Beschäftigung bis Ende Juni rund 325.900 Minijobs weggebrochen. Dies ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Minus von fast 36 Prozent, wie aus Daten der Minijobzentrale hervorgeht, die von der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann abgefragt und ausgewertet wurden. Die Zahlen liegen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag) und der Deutschen Presse-Agentur vor. dpa Blick auf die gesperrte Vogelsanger Straße, die zeitwillig für den Corona-Biergarten gesperrt worden ist.

Demnach gingen fast 184.000 Minijobs allein in Restaurants und anderen Gaststätten verloren. In absoluten Zahlen folgen der wirtschaftliche Dienstleistungsbereich mit einem Einbruch um 96.116 Minijobs, der Handel (minus 73.641) und das verarbeitende Gewerbe (minus 70.181). Insgesamt ist die Zahl der Minijobber den Angaben zufolge bundesweit um 837.004 zurückgegangen. Im Juni 2020 waren es gut 12 Prozent weniger als im Juni 2019. Jeder achte Minijob ging somit verloren. Aufgrund der hohen Fluktuation im Minijobbereich tragen laut Zimmermann sowohl beendete Arbeitsverhältnisse als auch nicht neu begonnene Arbeitsverhältnisse zum Rückgang bei.

Neue Corona-Risikogebiete in elf europäischen Ländern

23.15 Uhr: Die Bundesregierung hat wegen hoher Corona-Infektionszahlen neben ganz Belgien auch Island und einzelne Regionen in neun weiteren europäischen Ländern als Risikogebiete eingestuft. Das Robert Koch-Institut aktualisierte seine Risikoliste am Mittwochabend entsprechend und nahm mit Wales und Nordirland erstmals auch Teile Großbritanniens auf.

In Frankreich kamen die Regionen Pays de la Loire und Burgund (Bourgogne) hinzu. Damit ist im größten Nachbarland Deutschlands nur noch die einst besonders stark von der Pandemie betroffene Grenzregion Grand Est von der Einstufung als Risikogebiet ausgenommen.

In Belgien wurde zuletzt nur die Hauptstadt Brüssel als Risikogebiet geführt. Die Ausweitung auf das ganze Land betrifft nun auch Grenzregionen zu Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Erstmals nahm die Bundesregierung Gebiete in den beiden baltischen Staaten Litauen und Estland auf die Risikoliste. Außerdem kamen Regionen in Irland, Kroatien, Slowenien, Ungarn und Rumänien hinzu.

Dass Auswärtige Amt veröffentlichte noch am Abend eine Reisewarnung für Belgien, Rumänien und Litauen im Internet. Die Einstufung als Risikogebiet und die anschließende Reisewarnung erfolgen, wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen die Marke von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen übersteigt.

Alle Änderungen im Überblick:

  • Belgien: es gilt nun das gesamte Land als Risikogebiet
  • Estland: die Region Idu-Viru gilt als Risikogebiet
  • Frankreich: es gilt nun das gesamte Land mit Ausnahme der Region Grand-Est als Risikogebiet
  • Irland: es gilt nun auch die Region Border als Risikogebiet
  • Island: es gilt das gesamte Land als Risikogebiet
  • Litauen: die Region Šiaulių gilt als Risikogebiet
  • Rumänien: es gelten nun auch die Gespanschaften Alba und Cluj als Risikogebiete
  • Slowenien: es gilt nun auch die Region Koroska als Risikogebiet
  • Ungarn: es gelten nun auch die Regionen (Komitate) Csongrád, Vas und Pest als Risikogebiete
  • Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland: es gelten die Nationen Nordirland und Wales als Risikogebiete

In Kroatien die Gespanschaften Sibensko-kninska und Zadarska, sowie in der Schweiz der Kanton Freiburg (Fribourg), gelten nicht mehr als Risikogebiete.

Wieder mehr als 10.000 Corona-Neuinfektionen in Frankreich

23.03 Uhr: In Frankreich ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder auf mehr als 10.000 gestiegen. Die Gesundheitsbehörden meldeten am Mittwochabend 12.845 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Am Dienstag waren nur gut 8000 Neuinfektionen registriert worden – das war nur noch die Hälfte des Höchststandes von mehr als 16.000 in der vergangenen Woche. 

Sorge bereitet den französischen Behörden derzeit auch die steigende Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen: Landesweit wurden binnen 24 Stunden 135 Patienten neu aufgenommen, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Damit liegen derzeit in Frankreich mehr als 1230 Erkrankte auf Intensivstationen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im Frühjahr waren es mehr als 7000. 

64 Menschen starben den Angaben zufolge binnen 24 Stunden in Frankreich an Covid-19. Die Zahl der Todesfälle stieg auf damit 31.956. Daniel Cole/AP/dpa

Bundesregierung spricht Reisewarnung für ganz Belgien aus

21.30 Uhr: Die Bundesregierung hat wegen steigender Corona-Infektionszahlen für ganz Belgien eine Reisewarnung ausgesprochen. Das geht aus den am Mittwochabend aktualisierten Reisehinweisen des Auswärtigen Amts hervor. In Belgien wurde zuletzt nur die Hauptstadt Brüssel als Corona-Risikogebiet geführt. Die Ausweitung auf das ganze Land betrifft nun auch Grenzregionen zu Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Eine Reisewarnung erfolgt, wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen die Marke von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen übersteigt. Sie ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung speziell für Touristen haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Urlaubern, Buchungen kostenlos zu stornieren. Francisco Seco/AP/dpa

Es wurde erwartet, dass noch am Abend auch die vom Robert Koch-Institut geführte Liste der Corona-Risikogebiete aktualisiert wird. Bisher sind 15 von 27 EU-Länder zumindest teilweise Corona-Risikogebiete, Belgien, Spanien, Tschechien und Luxemburg sogar ganz.

Polen ist das einzige der neun Nachbarländer Deutschlands, das noch nicht auf der Risikoliste steht. Aber auch dort steigen die Infektionszahlen. Die Kriterien für die Einstufung als Risikogebiet und eine Reisewarnung sind für die Länder der EU identisch. In beiden Fällen gilt die Zahl der Neuinfektionen als Maßstab.

Widerstand zwecklos: Zentralregierung will Madrid drakonische Corona-Regeln aufzwingen

20.57 Uhr: Die spanische Zentralregierung hat ungeachtet des Widerstands mehrerer Landesregionen die Abriegelung von Großstädten im Falle hoher Corona-Infektionszahlen angekündigt. "Die Anordnung wird mit Veröffentlichung im Amtsblatt in den nächsten Tagen in Kraft treten", sagte Gesundheitsminister Salvador Illa am Mittwochabend in Madrid. Nach den aktuell vorliegenden Zahlen wären von den Abschottungsmaßnahmen Madrid und neun weitere Städte im Großraum der Hauptstadt betroffen, so Illa.

Der Anordnung zufolge sollen Bewegungsfreiheit und soziale Kontakte immer dann eingeschränkt werden, wenn in einer Stadt mit mindestens 100 000 Einwohnern die 14-Tage-Inzidenz über 500 Neuinfektionen liegt, mindestens zehn Prozent aller Corona-Tests positiv ausfallen und die Betten auf Intensivstationen zu mehr als 35 Prozent mit Corona-Patienten belegt sind. dpa/Manu Fernandez/AP/dpa Ein Polizist spricht an einem Kontrollpunkt in Madrid mit einer Autofahrerin.

Illa sagte, der "Vorschlag" sei beim Treffen des Interterritorialen Gesundheitsrates in Madrid mit großer Mehrheit angenommen worden. Seine Ankündigung kam aber sehr überraschend, denn zuvor hatte es geheißen, zur Annahme müssten alle 17 Regionen zustimmen. Gegen die Pläne der Zentralregierung votierten neben Madrid auch Katalonien, Murcia, Galicien und Andalusien. Sprecher dieser Regionen sagten, das Abkommen gelte als zurückgewiesen. Auch Politiker der Sozialistischen Partei von Ministerpräsident Pedro Sánchez äußerten Zweifel über die Rechtmäßigkeit der von Illa angekündigten Anordnung.

TOP-NEWS: Erneut mehr als 2000 Neuinfektionen – erste Corona-Ampel in Berlin springt auf Rot

19.26 Uhr: Die Gesundheitsämter der Bundesländer haben am Mittwoch 2128 neue Fälle gemeldet. Am Dienstag waren es noch 2056 Fälle gewesen. Für den leichten Anstieg am Mittwoch ist vor allem Berlin verantwortlich, die mit 288 Neuinfektionen mehr als 100 Fälle mehr als am Vortag meldeten. Eine der drei Corona-Ampeln in Berlin ist dabei auch auf Rot gesprungen, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten Tagen liegt mit 30,2 im roten Bereich.

Mit insgesamt 564 gab Nordrhein-Westfalen die höchste Zahl an Neuinfizierten an. Die Reproduktionszahl ist am Mittwoch weiter gesunken und liegt wieder bei unter 1 (0,96). Am Dienstag hatte sie noch bei 1,12 gelegen. Zehn Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben – das sind sechs weniger als am Tag zuvor gemeldet wurden. 9461 Todesfälle gibt es in Deutschland insgesamt.

Die Zahl der belegten Intensivbetten liegt bei 354, was einem Rückgang um zwei Betten gleichkommt. 193 Patienten werden derzeit invasiv beatmet, auch das entspricht einem Rückgang von acht Patienten. Aktive Corona-Fälle – also Menschen, die aktuell am Virus erkrankt sind – sind im Moment 24.966 zu verzeichnen – das sind 317 mehr als am Vortag.

Sie finden hier die aktuell gemeldeten Zahlen der Gesundheitsministerien der Länder.

  • Baden-Württemberg: 49.698 (+286) / 1886 Todesfälle (+1)
  • Bayern: 68.150 (+332) / 2662 Todesfälle (+0)
  • Berlin: 14.787 (+288) / 228 Todesfälle (+0)
  • Brandenburg: 4306 (+27) / 173 Todesfälle (+0)
  • Bremen: 2471 (+36) / 59 Todesfälle (+0)
  • Hamburg: 7895 (+59) / 239 Todesfälle (+0)
  • Hessen: 18.945 (+157) / 551 Todesfälle (+1)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 1196 (+15) / 20 Todesfälle (+0)
  • Niedersachsen: 20.229 (+153) / 685 Todesfälle (+1)
  • Nordrhein-Westfalen: 69.820 (+538) / 1872 Todesfälle (+5)
  • Rheinland-Pfalz: 10.717 (+48) / 255 Todesfälle (+1)
  • Saarland: 3400 (+29) / 177 Todesfälle (+0)
  • Sachsen: 7250 (+56) / 233 Todesfälle (+0)
  • Sachsen-Anhalt: 2667 (+36) / 68 Todesfälle (+0)
  • Schleswig-Holstein: 4821 (+49) / 162 Todesfälle (+0)
  • Thüringen: 4075 (+19) / 191 Todesfälle (+1)

Gesamt (Stand 30.09.2020, 19.18 Uhr): 290.427 (9461 Todesfälle)

Vortag (Stand 29.09.2020, 19.43 Uhr): 288.299 (9451 Todesfälle)

Quelle zu Infizierten- und Todeszahlen: Landesgesundheits- und Sozialministerien.

Die Zahl der Geheilten liegt laut Robert-Koch-Institut in Deutschland bei rund 256.000

Die Zahl der aktiven Fälle liegt damit bei 24.966 (+317)

Aktuell vom RKI gemeldete Reproduktionszahl (Stand 30.09.): 0,96 (Vortag: 1,12)

Zahl der Intensivbetten laut DIVI-Intensivregister, die von Covid-19-Patienten belegt werden: 354 (-2)

Zahl der aktuell invasiv beatmeten Covid-19-Patienten: 193 (-8)

Spahn sieht "absehbar" Möglichkeit für Corona-Heimtests

19.03 Uhr: In der Corona-Pandemie könnten künftig auch Heimtests zum Einsatz kommen. Man werde in den nächsten Wochen und Monaten immer mehr Ergänzungen der Testmöglichkeiten sehen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin bei einer Pressekonferenz nach Gesprächen mit den Gesundheitsministern der Länder. "Es wird – ich kann Ihnen nicht genau sagen wann, aber absehbar, weil die Unternehmen daran arbeiten – auch den Heimtest geben können."

Einen Zeitpunkt nannte Spahn nicht. Ob das in vier, acht, zwölf oder 16 Wochen sei, werde man sehen, "aber ich bin sehr sicher, wir werden es sehen". Ein solcher Heimtest müsste nach Spahns Angaben allerdings zunächst von den Behörden genehmigt werden, weil es sich bei Covid-19 um eine meldepflichtige Erkrankung handele. dpa/Bernd von Jutrczenka/dpa Pool/dpa Gesundheitsminister Jens Spahn äußert sich zu den Verschärfungen staatlicher Corona-Beschränkungen.

Mit Blick auf die für Mitte Oktober angekündigte neue Teststrategie sagte Spahn, er sei zuversichtlich, dass mit sogenannten Antigen-Tests "zusätzlich in großer Millionenzahl pro Monat" Tests gemacht werden könnten. Mit den Bundesländern und Experten unter anderem des Robert Koch-Instituts wird demnach momentan darüber beraten, an welcher Stelle künftig die bisher üblichen PCR-Tests und wo die Schnelltests zum Einsatz kommen und entsprechend die Kosten dafür übernommen werden sollen.

Spahn hatte vor einigen Tagen bereits angekündigt, dass Schnelltests Bestandteil der neuen Teststrategie werden sollen, die Mitte Oktober stehen soll. Die Tests seien mittlerweile qualitativ besser und könnten beispielsweise eingesetzt werden, um Besucher von Pflegeheimen zu testen und direkt ein Ergebnis zu erfahren.

TOP-NEWS: Wegen stark steigender Infektionszahlen: Tschechien und Slowakei verhängen Notstand

16.28 Uhr: Wegen rapide steigender Corona-Zahlen hat Tschechien erneut den Ausnahmezustand ausgerufen. Der Notstand gilt vom kommenden Montag an zunächst für 30 Tage, wie Gesundheitsminister Roman Prymula am Mittwoch in Prag bekanntgab. Er ermöglicht es der Regierung unter anderem, Bürgerrechte wie die Versammlungsfreiheit auszusetzen. Zudem können die Gerichte höhere Strafen verhängen. Der Ausnahmezustand galt bereits im Frühjahr zwei Monate lang.

Man müsse den "raketenhaften Anstieg" der Infektionen stoppen, um einen Engpass bei der medizinischen Versorgung zu verhindern, sagte Prymula. Die Opposition warf der Regierung vor, zu spät auf Warnungen reagiert zu haben. Die Regional- und Senatswahlen am Freitag und Samstag finden wie geplant statt. Die Grenzen sollen diesmal offen bleiben. Veranstaltungen und Versammlungen in Innenräumen werden auf zehn und im Freien auf 20 Personen begrenzt. Die meisten weiterführenden Schulen werden auf Distanzunterricht umgestellt. Der Sport muss ohne Zuschauer auskommen. Firmen, Geschäfte und Restaurants sind von den Restriktionen nicht betroffen. Petr David Josek/AP/dpa

Auch die slowakische Regierung hat am Mittwoch den Notstand ausgerufen. Mit dem Inkrafttreten des Notstandes ab Donnerstag erhalten die Behörden außerordentliche Befugnisse. So dürfen sie zum Beispiel medizinisches Personal auch aus dem Urlaub heraus zur Arbeit verpflichten und dringend benötigtes Gesundheitsmaterial unabhängig von gültigen Bestellungen umverteilen.

Umstritten ist der Notstand aber vor allem, weil er auch ein Verbot von Demonstrationen und Versammlungen sowie weitere Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Bürger ermöglicht. Erstmals galt der Notstand in der Slowakei schon während der ersten Corona-Welle von Mitte März bis Mitte Juni. Diesmal solle er für zunächst 45 Tage gelten, teilte der populistisch-konservative Regierungschef Igor Matovic auf Facebook mit.

TOP-NEWS: Studie: Neandertaler-Gene erhöhen Risiko für schweren Corona-Verlauf

15.36 Uhr: Einer Studie zufolge gibt es einen möglichen Zusammenhang zwischen dem uralten Neandertaler-Erbe in unserem Erbgut und schweren Verläufen von Covid-19. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die diese Genvariante geerbt haben, bei einer Infektion mit dem Coronavirus SarS-CoV-2 künstlich beatmet werden müssen, ist etwa dreimal höher", erklärte Hugo Zeberg vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (MPI EVA).

Die Variante ist ein weiterer Risikofaktor zusätzlich zu vielen schon länger bekannten wie Alter und manchen Vorerkrankungen. Eine Studie im Sommer hatte ergeben, dass eine Gruppe von Genen auf Chromosom 3 mit einem höheren Risiko dafür verbunden sein kann, im Falle von Covid-19 im Krankenhaus behandelt und künstlich beatmet werden zu müssen. Die Gefahr für eine schwere Form der Erkrankung sei bei Menschen mit dieser Variante bis zu dreimal höher, hieß es damals.

Zeberg und sein MPI-Kollege Svante Pääbo haben den Gencluster nun analysiert und gezielt mit dem Erbgut von Neandertalern und Denisova-Urmenschen verglichen. Die DNA-Sequenz in der für ein höheres Risiko sorgenden Variante des Clusters sei den DNA-Sequenzen eines etwa 50 000 Jahre alten Neandertalers aus Kroatien sehr ähnlich, erläutern sie im Fachjournal "Nature". "Es hat sich herausgestellt, dass moderne Menschen diese Genvariante von den Neandertalern geerbt haben, als sie sich vor etwa 60 000 Jahren miteinander vermischten", so Zeberg, der auch am Karolinska-Institut in Stockholm forscht. dpa/Friedrun Reinhold Svante Pääbo, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, hält einen Schädel.

Es gebe erhebliche Unterschiede hinsichtlich der regionalen Verbreitung dieser genetischen Variante, erläutert das Forscherduo weiter. Besonders häufig findet sie sich demnach bei Menschen in Südasien, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung sie im Genom trage, in Bangladesch sogar 63 Prozent. In Europa habe etwa einer von sechs Menschen (rund 16 Prozent) sie geerbt – in Afrika und Ostasien komme die Variante hingegen so gut wie gar nicht vor.

Eine Erklärung dafür, warum Menschen mit der Genvariante ein höheres Risiko haben, gebe es bisher nicht. "Es ist erschreckend, dass das genetische Erbe der Neandertaler während der aktuellen Pandemie so tragische Auswirkungen hat", sagte Pääbo, Direktor am MPI EVA. "Warum das so ist, muss jetzt so schnell wie möglich erforscht werden."

TOP-NEWS: München-OB stinksauer wegen Zahlen-Wirrwarr

14.41 Uhr: Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat die Differenz zwischen den Corona-Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin und des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) scharf kritisiert. In den vergangenen sechs Monaten sei es nicht gelungen, die Meldung der Zahlen durch das LGL an das RKI so zu organisieren, dass es keinen Verzug gebe, sagte Reiter am Mittwoch im Münchner Stadtrat. Dafür fehle ihm angesichts der technischen Möglichkeiten jedes Verständnis. "Ich habe nicht gewusst, dass wir mit der reitenden Post nach Berlin reiten." dpa/Matthias Balk/dpabild Dieter Reiter (SPD) spricht bei einer Pressekonferenz.

In der vergangenen Woche lagen die von RKI und LGL gemeldeten Corona-Zahlen zum Teil weit auseinander. Begründet wurde dies vor allem mit Verzögerungen bei der Datenübermittlung. Laut LGL war in München der kritische Wert von 50 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mehrere Male überschritten. Das RKI dagegen meldete Werte unterhalb dieser Schwelle.

Für die Stadt war das eine schwierige Lage. Hier galten ab dem vergangenen Donnerstag verschärfte Maßnahmen wie eine Maskenpflicht in Teilen der Innenstadt oder Kontaktbeschränkungen. Am Mittwoch wollte der Krisenstab über eine Lockerung oder eine mögliche Fortführung der Maßnahmen beraten – die Frage war nur, welche Zahlen gelten sollten. Das RKI hatte am Mittwoch für München 31,6 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche gemeldet, eine Zahl unter dem Frühwarnwert von 35. Nach Einschätzung der Stadt ist das jedoch falsch. Sie ging am Mittwoch von höheren Zahlen aus.

Angesichts der stabilen Entwicklung bei den Corona-Neuinfektionen lockert die Stadt München derweil ab Freitag einige der verschärften Schutzmaßnahmen. So gelte die in Teilen der Innenstadt geltende Maskenpflicht ab dem 2. Oktober nicht mehr, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Auch die Regelung, wonach sich nur noch höchstens fünf Menschen treffen dürfen, hob der städtische Krisenstab zu diesem Termin auf. Die maximal zulässige Gruppengröße werde wieder auf zehn Personen angehoben.

Venlo an Deutsche: Am 3. Oktober bitte nicht kommen

14.36 Uhr: Die niederländische Grenzstadt Venlo bittet alle Deutschen, am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) auf einen Besuch zu verzichten. Traditionell fahren an dem Feiertag immer viele Einkaufstouristen aus Nordrhein-Westfalen nach Venlo oder auch nach Roermond. Es werde dann oft sehr voll – und genau das sei in Corona-Zeiten bekanntlich ein Problem, sagte am Mittwoch der Venloer Bürgermeister Antoin Scholten.

"Sollten Sie sich doch entscheiden zu kommen, ist es gut möglich, dass Sie die Einkaufszentren unserer Stadt gar nicht erst erreichen, weil wir finden, dass es zu voll wird. Einkaufsgebiete, aber auch Parkhäuser und -plätze können dann gesperrt werden." Scholten bat Einzelhändler aus seiner Stadt, in Deutschland vorläufig auch nicht mehr zu inserieren. David Young/dpa Venlo: Das mittlere der drei Banner über einer Fußgängerstraße in der Innenstadt fordert die Fußgänger auf, sich zur Eindämmung der Corona-Pandemie jeweils nur in einer Richtung zu bewegen.

Am Dienstag hatten bereits die Grenzstädte Enschede, Dinxperlo und Winterswijk an Deutsche appelliert, dieses Jahr am 3. Oktober zuhause zu bleiben. In den Niederlanden liegt die Zahl der Corona-Infektionen höher als in Deutschland, obwohl das Land viel kleiner ist.

1000 Euro für Falschangaben im Restaurant: Branche entsetzt über Corona-Bußgeld in Schleswig-Holstein

14.09 Uhr: Schleswig-Holsteins Pläne für ein im Ländervergleich extrem hohes Bußgeld von 1000 Euro für vorsätzlich falsche Kontaktangaben beim Restaurantbesuch stößt auf scharfe Kritik der Branche. "Wir halten eine pure Erhöhung des Bußgeldes für nicht zielführend", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Norden, Stefan Scholtis, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Wir reden hier von einer Gaststätte und nicht von einem hochsensiblen Bereich, in dem man den Ausweis vorzeigen muss."

Auf 50 Euro Mindestbußgeld hatten sich die Ministerpräsidenten der Länder am Dienstag bei ihrer Videoschalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für falsche Angaben auf Kontaktlisten verständigt. In Schleswig-Holstein sollen dafür jedoch 1000 Euro fällig werden und das pro Gast. "Das ist Vorsatz, wenn man Kontaktlisten nicht richtig ausfüllt", hatte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) das Vorgehen begründet. Solches Verhalten von Gästen sei kein Kavaliersdelikt.

Der Dehoga-Hauptgeschäftsführer verwies auf die Probleme, entsprechendes Bußgeld zu verhängen. Zwar seien die Mitarbeiter aufmerksam und dazu aufgerufen, die Plausibilität der Angaben in Kontaktlisten zu prüfen. Praktisch nicht möglich sei es aber, Namen und Anschriften der Gäste auf ihre Korrektheit zu prüfen. "Der Gast ist weg, wenn der Zettel falsch ausgefüllt wurde." Zudem habe es im Norden bislang nur in Einzelfällen Infektionsgeschehen in den Betrieben gegeben. Das Vorgehen Schleswig-Holsteins erfülle seinen Zweck nicht.

Corona-Hotspot Ischgl: Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt gegen vier Personen

12.47 Uhr: Zu den folgenschweren Ereignissen in der Corona-Krise in Ischgl ermitteln die Behörden in Österreich gegen vier Beschuldigte. Nach Prüfung von mehr als 10.000 Seiten Beweismaterial hätten sich die Ermittlungen konkretisiert, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, am Mittwoch mit. "Insbesondere wird die Umsetzung von Verordnungen in Bezug auf Verkehrsbeschränkungen in Ischgl beziehungsweise die Quarantäne im Paznauntal näher geprüft." Die Identitäten der Beschuldigten nannten die Behörde nicht. dpa/Jakob Gruber/APA/dpa/Symbolbild Ortsschild von Ischgl mit durchgezogener roter Linie.

Der Wintersportort Ischgl in Tirol galt im März als Corona-Hotspot, der maßgeblich zur Verbreitung des Virus in Teilen Europas beigetragen haben soll. Eine Frage ist, ob gemäß vorliegenden Erkenntnissen rechtzeitig gehandelt wurde, um die Verbreitung einzudämmen. Nachdem Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz am 13. März die Quarantäne über das Paznauntal in einer Pressekonferenz verkündete, reisten Tausende Touristen und Saisonarbeiter unter teils chaotischen Bedingungen ab, obwohl sie laut Quarantäne-Verordnung eigentlich im Tal hätten bleiben sollen.

Neben den strafrechtlichen Ermittlungen beschäftigt das Geschehen in Ischgl auch zivilrechtlich die Gerichte. Verbraucherschützer brachten vergangene Woche die ersten vier Musterklagen auf Schadenersatz im Namen von Menschen ein, die sich beim Urlaub in Ischgl oder bei der Abreise mit dem Coronavirus angesteckt haben sollen.

NRW erlaubt Weihnachtsmärkte unter strengen Auflagen – Geschäfte dürfen in der Adventszeit sonntags öffnen

11.34 Uhr: Laut Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) werden Weihnachtsmärkte durch die neue Coronaschutz-Verordnung, die ab Donnerstag gilt, unter Auflagen in Nordrhein-Westfalen erlaubt. Voraussetzungen seien unter anderem eine Zugangssteuerung, ein Hygienekonzept und Namenslisten für Stehtische an Glühweinständen. dpa/Philipp von Ditfurth/dpa/Symbol Zwei Besucherinnen stoßen in der Weihnachtszeit auf dem Weihnachtsmarkt an.

Zudem dürfen in der Adventszeit Geschäfte in NRW sonntags von 13 bis 18 Uhr öffnen, wie Laumann ebenfalls am Mittwoch verkündete. Damit solle das Gedränge in Fußgängerzonen an den Adventssamstagen entzerrt werden. Es handele sich um eine einmalige Maßnahme in der Corona-Pandemie. Das Land wolle damit nicht den Sonntagsschutz aushöhlen.

TOP-NEWS: 2056 Neuinfektionen gemeldet – fast 25.000 Menschen aktiv mit Corona infiziert

19.43 Uhr: Die Gesundheitsämter der Bundesländer haben am Dienstag 2056 neue Fälle gemeldet. Am Montag waren es noch 1717 Fälle gewesen, allerdings wird dienstags meistens eine höhere Zahl an Neuinfektionen gemeldet, weil traditionell einige Fälle vom Wochenende verspätet dazukommen. Mit insgesamt 564 gab Nordrhein-Westfalen die höchste Zahl an Neuinfizierten an, am Montag waren es noch über 200 Infektionen weniger gewesen.

Neben NRW stieg die Zahl der Neuinfektionen auch in Bayern stark, über 100 Meldungen mehr waren es am Dienstag. Die Reproduktionszahl ist im Gegensatz zum Montag leicht gesunken, von 1,18 auf 1,12. Damit liegt sie weiter über der kritischen Marke von 1,0. 16 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben – und damit mehr als doppelt so viele als am Montag gemeldet wurden. 9451 Todesfälle gibt es in Deutschland insgesamt.

Die Zahl der belegten Intensivbetten liegt bei 356. Damit sind drei Personen mehr in intensivmedizinischer Behandlung als noch am Vortag, da war der Anstieg jedoch deutlich größer gewesen (+28). 201 Patienten werden derzeit invasiv beatmet (+10). Aktive Corona-Fälle – also Menschen, die aktuell am Virus erkrankt sind – sind im Moment 24.649 zu verzeichnen – das sind 341 mehr als am Vortag.

Sie finden hier die aktuell gemeldeten Zahlen der Gesundheitsministerien der Länder.

  • Baden-Württemberg: 49.412 (+213) / 1885 Todesfälle (+5)
  • Bayern: 67.818 (+443) / 2662 Todesfälle (+5)
  • Berlin: 14.499 (+173) / 228 Todesfälle (+0)
  • Brandenburg: 4279 (+23) / 173 Todesfälle (+0)
  • Bremen: 2435 (+50) / 59 Todesfälle (+0)
  • Hamburg: 7836 (+87) / 239 Todesfälle (+0)
  • Hessen: 18.788 (+144) / 550 Todesfälle (+0)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 1181 (+12) / 20 Todesfälle (+0)
  • Niedersachsen: 20.076 (+122) / 684 Todesfälle (+1)
  • Nordrhein-Westfalen: 69.282 (+564) / 1867 Todesfälle (+2)
  • Rheinland-Pfalz: 10.669 (+74) / 254 Todesfälle (+1)
  • Saarland: 3371 (+28) / 177 Todesfälle (+0)
  • Sachsen: 7194 (+62) / 233 Todesfälle (+1)
  • Sachsen-Anhalt: 2631 (+11) / 68 Todesfälle (+0)
  • Schleswig-Holstein: 4772 (+48) / 162 Todesfälle (+1)
  • Thüringen: 4056 (+2) / 190 Todesfälle (+0)

Gesamt (Stand 29.09.2020, 19.43 Uhr): 288.299 (9451 Todesfälle)

Vortag (Stand 28.09.2020, 20.21 Uhr): 286.243 (9435 Todesfälle)

Quelle zu Infizierten- und Todeszahlen: Landesgesundheits- und Sozialministerien.

Die Zahl der Geheilten liegt laut Robert-Koch-Institut in Deutschland bei rund 254.200

Die Zahl der aktiven Fälle liegt damit bei 24.649 (+341)

Aktuell vom RKI gemeldete Reproduktionszahl (Stand 29.09.): 1,12 (Vortag: 1,18)

Zahl der Intensivbetten laut DIVI-Intensivregister, die von Covid-19-Patienten belegt werden: 356 (+3)

Zahl der aktuell invasiv beatmeten Covid-19-Patienten: 201 (+10)

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