Wie gut schützten Booster vor schweren Verläufen? Das sagen neue Studiendaten

Wie gut schützten Booster vor schweren Verläufen? Das sagen neue Studiendaten

Booster, Auffrisch- oder Auffrischungsimpfung: Die dritte Dosis der Corona-mRNA-Impfstoffe hat mehrere Namen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den dritten Piks aktuell für Menschen ab 70 Jahren, Immungeschwächte, Pflegebedürftige, Pflegepersonal sowie Menschen in medizinischen Berufen mit direktem Patientenkontakt. Frühestens sechs Monate nach der letzten Impfung können sich diese Personen eine dritte Spritze geben lassen. Auch für Personen, die bislang nur die Einmal-Impfung von Janssen (Johnson&Johnson) bekommen haben, wird ein Booster empfohlen – ab vier Wochen nach der Janssen-Impfung. In Deutschland haben nach Angabe des Robert Koch-Instituts (RKI) bislang knapp 2,1 Millionen Menschen eine Auffrischimpfung erhalten.

Corona-Infektionen


So unterschiedlich fielen zuletzt die Inzidenzen zwischen Geimpften und Ungeimpften aus

In Israel kommt der Booster bereits seit einigen Monaten zum Einsatz. Auch die allgemeine Impfkampagne startete dort früher als in anderen Ländern. Aufgerufen zum Dritt-Impfen sind dort sogar jüngere Jahrgänge. In Deutschland ist das bislang nicht der Fall, allerdings betont das Bundesgesundheitsministerium, dass grundsätzlich alle Menschen Anspruch auf einen Booster haben – unabhängig von einer Empfehlung der Stiko. In der Praxis gestaltet sich das Dritt-Impfen ohne Stiko-Empfehlung mitunter aber schwierig, da sich viele Medizinerinnen und Mediziner nach den Empfehlungen der Impfexperten richten. 

Für Forschende bietet der länger andauernde Einsatz der Booster-Impfungen in Israel eine spannende Ausgangslage: Sie können auf Basis von sogenannten "Real-World"-Daten untersuchen, wie wirksam die dritte Dosis vor schweren Verläufen mit Covid-19 und Todesfällen schützt. Denn darum geht es letztlich: Impfstoffe sollen schwerste Erkrankungen verhindern und Leben retten.

Eine Untersuchung, die diesen Fragen nachgeht, ist kürzlich im Fachblatt "The Lancet" erschienen. Forschende um Noam Barda vom Clalit Research Institute in Tel Aviv bildeten dafür zwei Gruppen mit je knapp 730.000 Personen. Die eine Gruppe hatte bereits eine dritte Impfung erhalten, die andere besaß die Grundimmunisierung mit zwei Impfstoffdosen. In Israel kommt ausschließlich der Impfstoff von Biontech/Pfizer zum Einsatz.

Steigende Inzidenzen


Es gibt keinen Zweifel mehr: Die Pandemie der Ungeimpften ist da!

Die Forschenden beobachteten die Studienteilnehmer im Schnitt für rund zwei Wochen. Die Beobachtungszeit startete frühestens sieben Tage nach der dritten Impfung. Bei den Zweifach-Geimpften lag die letzte Dosis mindestens fünf Monate zurück. Das mittlere Alter lag bei 52 Jahren. 51 Prozent der Studienteilnehmer waren weiblich.

Im direkten Vergleich zeigte sich, dass die Dreifach-Geimpften noch einmal besser vor schweren Verläufen mit Krankenhauseinweisung und Covid-19-bedingten Todesfällen geschützt waren. Bekannt ist bereits, dass der Immunschutz nach der Impfung mit der Zeit etwas nachlässt. 

Wirksamkeit gegen Krankenhauseinweisung: In der Gruppe der Menschen mit Dritt-Impfung mussten 29 Menschen aufgrund einer Corona-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden. In der Gruppe der Menschen mit zwei Impfdosen waren es 231 Personen. Die Wirksamkeit der Drittimpfung geben die Forschenden mit 93 Prozent an.

Wirksamkeit gegen schwere Verläufe: Laut den Autoren erkrankten 17 dreifach geimpfte Personen schwer an Corona – verglichen mit 157 Personen in der Vergleichsgruppe. Die Wirksamkeit wird mit 92 Prozent angegeben. 

Wirksamkeit gegen Todesfälle: Sieben dreifach geimpfte Personen starben während des Beobachtungszeitraums an Covid-19. Unter den zweifach Geimpften waren es 44. Die Wirksamkeit wird mit 81 Prozent angegeben.

Zusätzlicher Schutz durch Booster

Unterm Strich belegen die Ergebnisse, dass der Immunschutz durch eine dritte Impfung noch einmal verbessert werden kann und schwere Verläufe bis hin zu Covid-19 bedingten Todesfällen sehr sicher verhindert, obschon es – wie immer in der Medizin – keinen hundertprozentigen Schutz gibt. Für Risikogruppen wie Ältere und chronisch Erkrankte sind die Ergebnisse dennoch von besonderem Interesse – insbesondere wenn die letzte Impfung bereits mehr als ein halbes Jahr zurückliegt.

Wichtig zu betonen: Die Studie zeigt nicht, dass der Immunschutz nach zweifacher Impfung schlecht ist, sondern dass dieser durch eine dritte Impfung noch einmal aufgefrischt beziehungsweise verbessert werden kann. Grundsätzlich ist auch von der zweifachen Immunisierung ein guter Schutz zu erwarten, wie kürzlich eine Untersuchung des französischen Epi-Phare-Instituts mit Daten von rund 7,7 Millionen vollständig geimpften Personen ab 50 Jahren und ebenso vielen Ungeimpften zeigte. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca senkten demnach die Zahl zu erwartender schwerer Krankheitsverläufe in dieser Altersgruppe um mehr als 90 Prozent. 

+++ Weitere Daten zum Schutz der Impfungen vor Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Todesfällen können Sie hier nachlesen +++ 

Coronavirus


Impfkommission prüft Booster-Impfung – Weltärztebund drängt

Vor diesem Hintergrund und angesichts global ungerecht verteilter Impfstoffmengen sind flächendeckende Booster-Impfungen nicht unumstritten. Dies sei in etwa so, als verteile man zusätzliche Schwimmwesten an Menschen, die bereits Schwimmwesten hätten, während andere Menschen ohne jeden Schutz komplett leer ausgingen, erklärte der Notfallkoordinator der Weltgesundheitsorganisation, Mike Ryan, vor einigen Wochen. Unstrittig ist dagegen der Nutzen der Booster-Impfungen für bestimmte Risikogruppen wie Höchstbetagte.

In Deutschland beraten aktuell die Experten und Expertinnen der Stiko darüber, ob sie eine Booster-Empfehlung für alle Bevölkerungsgruppen aussprechen werden. "Eine Entscheidung darüber wird in wenigen Wochen fallen", sagte Stiko-Chef Thomas Mertens gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Entscheidend sei in diesem Fall die Frage, ob damit die Weiterverbreitung des Virus gebremst werden könne, so Mertens.

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