Leonie, Schülerin:
»Also ich bin froh, dass ich jetzt endlich die zweite Impfung hinter mir habe und jetzt in zwei Wochen den kompletten Impfschutz habe. Und ja, ich bin sehr glücklich.«
In Zukunft werden sich immer mehr Patientinnen und Patienten impfen lassen, die noch jünger sind als die 16-jährige Leonie. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer ist seit Ende Mai europaweit für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Und auch die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt jetzt, Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zu impfen. Allerdings nur dann, wenn sie besonders durch Covid-19 gefährdet sind – oder jemand in ihrer Familie. Nach dem gleichen Prinzip impft die Kinderärztin Nadine MacGowan schon seit April Jugendliche ab 16 Jahren.
Nadine MacGowan, Kinderärztin:
»Alle, die ein chronisch krankes Geschwisterkind hatten, also wo zu Hause ein Risiko besteht, dass sich jemand ansteckt, die wurden geimpft oder welche, die selber eine chronische Erkrankung haben, also schwere Depressionen oder Epilepsie oder Asthma, die haben wir geimpft. Und die anderen, die einfach nur sozusagen wollten, aber keine Indikation hatten, die haben wir noch nicht geimpft.«
Am 7. Juni hat der Bund die Priorisierung in der Impfkampagne aufgehoben. Theoretisch dürften jetzt also alle Menschen ab 12 Jahren ihre Dosis im Impfzentrum oder beim Hausarzt abholen. Doch die flächendeckende Impfung aller 12- bis 17-Jährigen ist umstritten.
Nadine MacGowan, Kinderärztin:
»Ich finde es für den Moment eigentlich ganz gut so, weil der Impfstoff leider doch nur an sehr wenig Kindern in der Altersgruppe getestet worden ist. Das heißt, über eine seltene Nebenwirkung wissen wir möglicherweise noch nichts.«
Die Zulassung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittel-Agentur beruht auf einer Studie, bei der rund 1.100 Kinder die Vakzine erhalten haben. In der Zulassungsstudie ab 16 Jahren bekamen hingegen über 20.000 Probanden den Impfstoff.
Der Ansturm auf die Praxis von Nadine MacGowan ist dennoch groß.
Ani Poghosyan, Medizinische Fachangestellte:
»Ja, das Telefon klingelt durchgehend. (…) Ich glaube, viele Eltern rufen gerade ganz Hamburg an, die Hausärzte, die Kinderärzte, um irgendwie eine Chance auf einen Termin zu bekommen zum Impfen. Das merkt man schon.«
Selbst wenn sie alle Kinder und Jugendlichen impfen würde, MacGowan kann zurzeit nicht mal allen jungen Risikopatienten und ihren Angehörigen die erhoffte Impfdosis geben.
Nadine MacGowan, Kinderärztin:
»Schon allein von der Impfstoff-Verfügbarkeit wäre das schwieriger, würde gar nicht gehen. Und wir müssen ja im Moment auch noch immer gucken, dass wir die zweite Impfung durchführen können. Das heißt, manchmal ist es wirklich so, wir kriegen freitags von der KV gesagt, dass wir in der Woche nur ganz wenig impfen dürfen, eigentlich nur zwei Fläschchen bestellen dürfen, zusätzlich zu den Zweitimpfungen, die wir durchführen müssen. Und es ist auch schwierig, das hinzubekommen ehrlicherweise aus personeller Sicht, weil bei uns läuft das nach der Sprechstunde, weil wir das sonst gar nicht hinbekommen. Die Impfung ist sehr aufwendig. Alle meine Mitarbeiter machen Überstunden dafür. Das würde man gar nicht schaffen, den Ansturm, jetzt alle zu impfen im Moment, dafür ist das noch zu aufwendig.«
Und eine ausführliche Beratung und Aufklärung findet Nadine MacGowan wichtig. Denn unter dem Strich müssen die Eltern zusammen mit den Kindern entscheiden – und abwägen zwischen Risiko und Nutzen.
Diese Abwägung musste auch Leonies Familie machen.
Leonies neunjähriger Bruder leidet unter Mukoviszidose, einer Stoffwechselerkrankung, die die Lunge stark belastet.
Daniela W. / Mutter von Leonie:
»Wir hatten aufgrund der Priorisierung von meinem Sohn, wegen seiner Erkrankung, waren wir eine der Ersten, die drankamen, zum Glück. Wir waren aber auch vor Corona fast einen Monat im Krankenhaus aufgrund seiner Erkrankung. Da war Corona schon schwierig als zusätzlicher Risikofaktor. Da sind wir dankbar, dass Leonie so schnell drankam und jetzt auch durch ist und auch noch vor den Sommerferien vollen Impfschutz hat. Das ist schon wunderbar.«
Der Junge selbst darf noch nicht gegen Corona geimpft werden, eine Zulassung der Vakzine für seine Altersgruppe könnte im Herbst kommen.
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